1. Erzählcafé im Qualitätszirkel für Hebammen, 16.01.2018
Erzählcafé Galerie
Seit 2014 finden überall in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich viele berührende Erzählcafés mit unterschiedlichen Zielgruppen statt. Die dort erzählten Geburtsgeschichten, Wünsche und Erfahrungen rund um Schwangerschaft und Geburt haben wir zum Nachlesen und Weiterdenken dokumentiert.
Auswahl von Erzählcafés seit 2014
In der Hebammenpraxis Storch&Co in Bonn fand erstmals ein EC zum Thema "Gewalt in der Geburtshilfe" statt, bei dem die Zielgruppe erfahrene Hebammen waren. Der Einladung waren dreizehn Hebammen gefolgt, die sich einen Nachmittag lang über die Situation der Geburtshilfe heute und die eigenen Erfahrungen ausgetauscht haben. Berichtet wurde dabei über Geburtserfahrungen als Hebammen, aber auch als Mütter. Dieser Rückblick ermöglichte anhand von persönlichen Geschichten einen Blick auf die Geburtshilfe von vor 37 Jahren bis heute. Das Fazit der Hebammen war von Wut und Ohnmacht geprägt: „Beziehungsaufbau und das persönliche Gespräch ist die beste Grundlage für eine respektvolle, sichere Geburtshilfe. Aber dafür braucht es Zeit und ausreichend Personal, die heute nicht vorhanden sind. Nicht Gewinnmaximierung, sondern die Schwangere muss wieder im Mittelpunkt stehen!“
Zitate
„Geburt ist immer ein sensibler Prozess, der oft mit Grenzüberschreitungserfahrung (Intimität, Körperlichkeit in der Öffentlichkeit) zu tun hat. Allein das kann schon traumatisch erlebt werden."
"Mehr Respekt vor der Intimsphäre der Frauen"
"Gewalt der Routine"
"Bessere personelle Besetzung"
"Supervision für alle, die an Geburt beteiligt sind, auch die ärztliche Leitung!!!!!!"
"Das eigene Arbeiten, z.B. in einem Erzählcafé immer wieder zu reflektieren ist sehr wichtig."
"Sprechen tut allen gut"
"Das eigene Menschsein, nicht Vollkommensein anerkennen"
"Ich gehe mit viel Liebe zur Arbeit, das hilft mir, auch auf die Schattenseiten zu schauen
persönliche, menschliche Beziehung als Arbeitsgrundlage bewirkt, daß wir in den betreuten Frauen nicht den Fall xy sehen, sondern den Menschen - das macht vieles leichter, auch das sensibel bleiben"
"Frauen werden oft alleingelassen: während der Geburt und in der Verarbeitung des Geburtserlebnisses"
"Gespräch über die Geburt im Wochenbett suchen und die Frauen dazu ermutigen"
"Das nächste Kind muss heilen"
"Alte Erfahrungen können blockieren-Aufarbeitung ist wesentlich"
"Hebamme-Psychologin: Wo sind die Grenzen?"
"Schwerpunkt in der Schwangerenvorsorge müsste vielmehr auf der Physiologie liegen"
"Schwangerenvorsorge gehört in Hebammenhand"
"Hebammen machen Überstunden, um Frauen gut zu betreuen, während Krankenhausgesellschaften gleichzeitig die Dividende ausschütten"
"Hierarchien auflösen - Machtstrukturen sichtbar machen"
"Anerkennen, wie breit das Spektrum der physiologischen Geburt ist: Geburt als Kulturerbe anerkennen"
"Ärzt_innen und Hebammenstudentinnen- schülerinnen brauchen in ihrer Ausbildung das Erleben von vielen physiologischen Geburten"
"Positive Prägung, statt Überforderung durch schlechte, unzureichende Ausbildung"
"Es fehlt der politische Wille, strukturell nötige Änderungen herbeizuführen, z.B. Gleichbezahlung von vaginaler Geburt und Kaiserschnitt"
"Als Hebamme bekam ich auch in der Klinik den geschützen Raum, den ich bei einer Hausgeburt gehabt hätte"
"Ich bin Hebamme geworden, weil meine erste Geburt traumatisch war!"