JUNIOR-Erzählcafé Auftakt am 20.01.2017
Erzählcafé Galerie
Seit 2014 finden überall in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich viele berührende Erzählcafés mit unterschiedlichen Zielgruppen statt. Die dort erzählten Geburtsgeschichten, Wünsche und Erfahrungen rund um Schwangerschaft und Geburt haben wir zum Nachlesen und Weiterdenken dokumentiert.
Auswahl von Erzählcafés seit 2014
Rund 50 Schüler_innen der Marie-Kahle-Gesamtschule aus Bonn kamen am Vormittag ins LVR-LandesMuseum Bonn und haben sich auf das Gespräch mit Hebammen und Zeitzeug_innen eingelassen. „Die jungen Frauen haben so kluge Fragen gestellt, ich war überrascht und berührt zugleich!“, sagte eine Zeitzeugin. Die sehr persönlichen Berichte von Erfahrungen mit Schwangerschaften und Geburten von den 60er Jahren, in der DDR und bis heute haben für eine intensive, lebendige Atmosphäre gesorgt, bei der viele Fragen gestellt wurden: “Was kann man denn gegen die Schmerzen tun?“, „Hatten Sie als Mann Angst vor der Verantwortung?“ oder „Wie haben sich Ihre Geburten auf die Beziehung zu den Kindern ausgewirkt?“. Die Themen waren so vielfältig und nah, wie die Antworten. Am Ende des Erzählcafés konnten die Jugendlichen viele Mut machende Erkenntnisse und ausdrucksstarke Farbdrucke mit nach Hause nehmen, die sie als ihr Statement zum Thema Geburt hergestellt haben.
Film ab! Zu Beginn des Cafés zeigten wir das neue Video des Youtubers BYTEthinks ‚Schwanger&Geburt‘, das mit inhaltlicher Unterstützung der Aktion produziert wurde und in allen JUNIOR-Erzählcafés gezeigt werden darf. Auf witzige Weise hat er in 5 Minuten die wichtigsten Fakten und entscheidende Botschaften für einen guten Start ins Leben dargestellt: Geburt aus eigener Kraft ist möglich, Kaiserschnitte sind für den Notfall…
Anschließend wurde an 5 Tischen zugehört, diskutiert und nachgedacht:
Tisch 1 - Geburt von gestern bis heute
Eine 80jährige Frau saß zusammen mit einer Schwangeren am Cafétisch. Gemeinsam mit den Jugendlichen überlegten beide, was sich von früher bis heute geändert hat oder gleich geblieben ist. Eine wichtige Botschaft für die Jugendlichen war, dass man auch über Erlebnisse reden kann, die nicht so gut waren. Sie lernten, wie hilfreich das Verarbeiten von negativen Geburtserfahrungen für die nächste Generation in der Familie ist.
Tisch 2 - Männergefühle! Bericht eines Vaters
Ein Vater berichtete über die Hausgeburten seiner Töchter und stellte seine Erfahrungen als Mann bei der Geburt dar. Das Gefühl von großer Liebe und zugleich die Angst vor Verantwortung standen im Zentrum des Gespräches, ebenso wie der lösungsorientierte Umgang damit. Beeindruckt waren die Jugendlichen von der Beobachtung des Vaters, wie wichtig, aber nicht selbstverständlich Vertrauen in die Kraft des eigenen Körpers bei der Geburt für Frauen ist.
Tisch 3 - Geburt und Mutterwerden in der DDR
Am dritten Tisch erzählte eine Mutter sehr offen und nachdenklich, wie sie Schwangersein und Geburt zu DDR-Zeiten erlebt hat. Im Dialog entwickelten sich spannende Themen, zum Beispiel was die Bindung zwischen Eltern und Kind unter der Geburt fördert und was stört, aber auch wann es das Elternwerden sinnvoll ist und wie man die Aufgaben als Paar verteilt.
Am Hebammentisch wurden jede Menge Fragen gestellt… Wichtig war es, Missverständnisse auszuräumen. Zum Beispiel schätzten die Jugendlichen die Länge von Wehen falsch ein. Sie waren erleichtert zu hören, dass Wehen nicht 5-10min dauern, sondern viel kürzer sind! Thema war auch, warum Intimität nicht nur bei Sexualität, sondern während einer Geburt entscheidend für einen guten Verlauf ist. „Wie in Trance sein“ kannten die Jugendlichen vom Fernsehen schauen. Damit konnte eine direkte Verbindung zu den inneren Bildern aus dem Hypnobirthing gezogen werden und welche Rolle diese Konzentration für die Bewältigung der Wehenarbeit spielt.
Die eigene Geburt stand am Kunsttisch im Zentrum des Gesprächs. Aus diesen Erinnerungen und Einschätzungen der Jugendlichen wurden Farbdrucke hergestellt. Sie handeln von Taufringen und Kuscheldecken, die zwei Mädchen zur Geburt geschenkt bekamen und immer noch in Ehren halten, von Sternenguckern und Symbolen wie Liebe, Schmetterlinge und berührende Darstellungen von frischgebackenen Eltern.
Am Ende des Vormittags schrieben die Jugendlichen auf, was sie sich für die Zukunft der Geburtshilfe wünschen, wovor sie Sorgen haben und was sich ändern soll. Diese Statements werden in jedem JUNIOR-Erzählcafé gesammelt und Ende 2017 als Erzählcafé-Resolution veröffentlicht.
Tischdeckenzitate
Tisch 1: Geburt von gestern bis heute
- Schwangerschaft vs. Karriere
- früher Kaiserschnitt nur in Notfällen
- Kaiserschnitt: man bekommt die ersten Augenblicke nicht mit
- Hebamme, Vertrauensperson
- jede Schwangerschaft und Geburt ist unterschiedlich
- natürliche Geburt ist schöner => die ersten Augenblicke sind die schönsten
- Atmen, Ruhe, Atmosphäre, positive Einstellung
- normale Geburt, Naturgeburt
- Neugeborene
- Babyerstausstattung.de
- Mutter und Kind sind ein Team
- große Familien sind schön
- Kraft wächst durch Unterstützung
- Unterstützung ist wichtig
- Team
- Umstellung
- sich nicht vor der Großfamilie scheuen
- früher waren Kinder selbstverständlich
- man lernt nie gute Freunde ohne Kinder kennen
- Kinder vernetzen
- Netzwerk für die junge Mutter wichtig
- enge Freundschaften
- Party-Freundschaften
- Familie&Beruf klappt, Karriere und Kinder
- Heirat+Studium+Kind=schafft man
- natürliche Geburt, Hausgeburt,
- sinnliche Wahrnehmung
- größte Veränderung
- Verzweiflung?
- Netzwerk, Unterstützung!!
- Verantwortung
- andere Welt
- Einschnitt, Überraschung
- Die Geburt ist nicht der Anfang
- eine komplett unterschiedliche Welt
Tisch 2: Männergefühle! Bericht eines Vaters
- unbeschreibliches Gefühl, als ich das Baby das erste Mal auf dem Arm hatte (Felix))
- das Baby will auf den Arm
- Umarmung der Mutter
- keine Angst
- Körperkontakt
- Angst vor Verantwortung, als Vater?
- Bedingungslose Liebe von Kindern zu Eltern
- Kinder lieben bedingungslos
- eigene Erfahrungen als Vater bei der Geburt: vertraue Dir selbst, jeder braucht Körperkontakt
- Bakterien sind wichtig für das Immunsystem
- eine natürliche Geburt ist für das menschliche Immunsystem wichtig,
- da wichtige Bestandteile weitergegeben werden
- Frei Lieben
- Egal, was da auf die Welt kommt, es ist mein Kind
- unbeschreibliche Momente
- Universelle Medizin ist die Nähe
- Keine Angst vor der Geburt
- Einzigartiges Erlebnis (Herzchen gemalt)
- Glück, Verbundenheit nach der Geburt
- mehr Selbstvertrauen zum eigenen Körper
- keine Angst
- offen für Neues
Tisch 3: Geburt und Mutterwerden in der DDR
- Geburten heute vs. DDR
- keine Hebammenbetreuung, Hausgeburt war verboten
- kam mir alleine und verloren vor
- Gespräch mit der eigenen Mutter, keine Geburtsvorbereitungsmöglichkeiten
- bin jung Mutter geworden
- In welchem Alter ist man reif für ein Kind?
- War es leichter, eine sehr junge oder eine ältere Mutter zu sein?
- Kriegt jeder eine Hebamme?
- Kaiserschnitt
- Wie viele Geschwister?
- Verwöhnen oder nicht?
- Früher durften wir die Kinder nicht verwöhnen
- Wussten Sie, wie viele Kinder Sie haben wollten?
- Ablauf der Geburt
- Wie war Erziehung früher vs. Heute?
- Mutter-Kind-Beziehung
- Erfahrungen
- Geburtshaus-Krankenhaus-Hausgeburt
- Was ist richtig?
- Stillen, Körperkontakt, Bindung, Partner, Liebe, Selbstbewusstsein, Stolz
- Mann ist während der Geburt eine Unterstützung
- finanzielle Absicherung
- viele Wege
- Begleitung ist wichtig
- Sicherheit
- natürliche Geburten
- man musste die Geburten alleine durchstehen
- Männer galten als Gesundheitsrisiko
- durften Babys 1 Woche nur durch die Glasscheibe sehen
- Bindung ist sehr wichtig
- Heute hat man die Möglichkeit auf sich als Mutter zu vertrauen
- Wie stark waren die Schmerzen bei der Geburt?
- Nach der Geburt waren die Schmerzen weg
- Kinderwunsch
- warum es heute nicht mehr viele Hebammen gibt
- Wie findet man die Hebamme?
- verschiedene Arten von Geburten
- Erst Studium-fest im Leben stehen
- Geschützt in Geburt
- Alleine zur Geburt: hilflos, ohnmächtig
- bin Babysitter: ist entspannt, bin nah dabei und die Patentante
- Patchwork-Familien
- hab schon oft mit meiner Mutter gesprochen
- schnell wieder in den Beruf in der DDR nach der Geburt
- volkswirtschaftlicher Blick
- Professor sagte: bitte während des Studiums Kinder kriegen
Hebammentisch:
- Achtung: Rauchen und Drogen in der Schwangerschaft
- Rauchen in der Schwangerschaft verboten
- Herztöne in der Schwangerschaft
- Ängste, Verantwortung, fühle mich noch nicht reif
- Angst erhöht Schmerz
- Wehen-Schmerzen?
- Latenzphase
- Errechneter Termin ET
- Brüllen wie ein Löwe-Schreien gibt Kraft
- Wehen kurz-Pausen lang
- unterschiedliche Abstände zwischen den Wehen
- 1. Geburt häufig länger wegen Dehnung
- Gewebe hat Erinnerung=> 2. Geburt schneller
- 10-12 Stunden Geburtsdauer
- Nabelschnur
- Warum ist der Kopf an der Fontanelle noch weich?
- 30cm Abstand von Mutter zu Kind
- Krankenhaus
- Hausgeburt
- Tür zu!
- Verarbeitung von schwierigen Geburtsverläufen
- Hebammen im Wochenbett
- Intimsphäre, Privatsphäre bei der Geburt
- Scham